Valentin-Gruppe
Die Valentin-Gruppe ist eine Wohngruppenform für Jugendliche ab 16 Jahren und junge Erwachsene, bei der eine kontinuierliche Betreuung gewährleistet ist, die Intensität der Betreuung aber der Fähigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner zur Eigenverantwortung individuell angepasst wird.
Für diese Form der Verselbständigungsbegleitung stehen in einer Wohngruppe sechs Plätze sowie weitere Verselbständigungszimmer und Apartments im Haupthaus zur Verfügung, sodass maximal acht junge Menschen zeitgleich betreut werden können. Zusätzlich können bis zu sechs weitere Jugendliche und junge Erwachsene betreut werden, die außerhalb des Haupthauses in einer Wohngemeinschaft miteinander leben.
Jugendliche, die in Vorbereitung auf die eigene Wohnung das Leben und die Umsetzung der erlernten Selbständigkeit in einer Trainingswohnung ausprobieren können und wollen, nutzen die Trainingswohnungen. Hier stehen zwei Plätze zur Verfügung. Aber auch die Möglichkeit der Nachbetreuung und/oder der Erhalt von Fachleistungsstunden durch die Bezugsbetreuung sind Möglichkeiten einer maßgeschneiderten Hilfe im Übergang von einer stationären Wohngruppe mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung in den eigenen Wohnraum. Hier findet durch die konstruktive Zusammenarbeit mit den Jugendämtern, der Berufsberatung, dem Jobcenter und anderen sozialen Hilfen individuelle Förderung der jungen Menschen statt.
Das Hauptaugenmerk richtet sich in allen Lebensbereichen auf die Entwicklung der persönlichen Verantwortung der jungen Menschen. Um in einem eigenen und abgegrenzten Verantwortungsbereich leben zu können, ist in jedem Zimmer ein Duschbad zur alleinigen Nutzung integriert. In der Küche hat jede Bewohnerin und jeder Bewohner einen eigenen abschließbaren Kühl- sowie Küchenschrank. Die Bewohnerinnen und Bewohner versorgen sich eigenständig und erhalten dafür ein monatliches Budget. Bei ihren Aufgaben werden sie von den Bezugsbetreuerinnen und -betreuern unterstützt.
Die Weiterentwicklung sozialer Fähigkeiten wird durch die gemeinschaftliche Nutzung der Küche sowie des Hauswirtschaftsraumes gefördert. Inhaltlich wird hierzu an den Wohngemeinschafts-Sitzungen (freiwilliges Angebot) und den Wohngemeinschafts-Versammlungen, vergleichbar einer Mieterversammlung, gearbeitet. Es gibt eine Betreuungsordnung, die transparent und mit Möglichkeiten zur Beteiligung das Miteinander in der Wohngemeinschaft, der Gesamteinrichtung und der Betreuung regelt.
Jeweils zu den Kernzeiten (morgens, mittags, abends) sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verselbständigungsbereiches von montags bis freitags verbindlich ansprechbar. Zusätzlich hat jede Bewohnerin und jeder Bewohner einen Anspruch auf individuelle Betreuungszeiten durch die Bezugsbetreuerin bzw. den Bezugsbetreuer. In den Nächten und an Wochenenden stehen die Mitarbeiterinnen des Mutter-Vater-Kind-Bereiches durchgängig als sicherheitsgebendes Netz zur Verfügung.
Das wichtigste Ziel dieser Maßnahme ist es, junge Menschen in einem geschützten Rahmen, mit einer bewussten Verantwortungsübertragung und einer intensiven Begleitung auf ein selbständiges Leben im eigenen Wohnraum vorzubereiten.
Jahresbericht der Valentin-Gruppe
In diesem Jahr war ein Motto für viele Jugendliche: „Flügge und was nun?“, aber auch „wo will ich eigentlich hin im Leben?“.
Wir haben die jungen Menschen in der eigenen Wohnung oder Trainingswohnung weiterhin begleitet und ihnen geholfen, immer eigenverantwortlicher neue Wege zu gehen. Dabei ergaben sich zwei unterschiedliche Gruppierungen: diejenigen, die flügge sind und sich immer mehr abgenabelt haben und diejenigen, die in unserer Gruppe heranwuchsen. Eine gemeinsame Reise nach Dresden, eine Mischung aus kultureller, politischer und Entspannungsreise, verband die „Erfahrenen mit den Heranwachsenden“. Die Begegnung der Jugendlichen untereinander ermöglichte einen guten Austausch und als verbindenden Berührungspunkt gab es den Wunsch nach Selbständigkeit.
Die Heranwachsenden machten die Erfahrung, dass aus eine Situation der „Rundumversorgung“ hin zur Verselbständigung nicht immer nur das coole Leben sondern auch Momente der Einsamkeit, sich selber aushalten zu lernen, Selbstversorgung und auch weitere Schritte der Verantwortung für das eigene Leben gehören. Dies ist gerade für die Alterspanne der 16- bis 18-jährigen Bewohner*innen eine tägliche Herausforderung.
Das Erfahren von Grenzen, eigener und denen unserer Einrichtung, gestaltete sich immer wieder als spannende Lernerfahrung. Neben der engen Anbindung an die Bezugsbetreuung erwies sich auch die enge und positiv wahrgenommene Vernetzung mit den anderen Gruppen im Haus als sehr hilfereich und förderlich.
Eine Jugendliche wurde Mutter und an die „Mutter-Vater-Kind-Gruppe“ in unserer Einrichtung herangeführt. Eine andere schwangere junge Frau zog mit ihrem Mann in eine Unterkunft. Ein anderer junger Mann begann in einer anderen Stadt eine berufsvorbereitende Maßnahme. Für die einige junge Menschen gehörten Zeiten von Klinikaufenthalten ebenso dazu, wie die Stabilisierung im Alltag. Manch einer musste einen Schritt zurückgehen, um wieder auf die Beine zu kommen.
Vielleicht ist dies eine der Besonderheiten in der Valentin-Gruppe: Die individuelle Förderung der jungen Menschen auf dem persönlichen Lebensweg, sie selber ausprobieren lassen, sie manches Mal auch Scheitern zu lassen, um dann wieder auf den Weg zu kommen und in ihre persönliche Richtung weiter zu gehen.
Unser Team ist nach wie vor in der „alten“ Besetzung tätig. Trotz mancher personellen Engpässe gelang es uns, unsere Arbeit erfolgreich zu erledigen. Zusätzlich wurden viele Vertretungsdienste in anderen Gruppen übernommen. Wir beendeten das Jahr mit einer gemeinsamen Weihnachtsfeier in der Bowlerei. Nun gilt es auch im Jahr 2020 die jungen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, und immer wieder die Hand schützend über sie zu halten, damit sie die Stürme des Lebens erfahren und überstehen können.
Silvia Roos, Gruppenleitung Valentin-Gruppe
Kontakt
Birgit Brauer, Gesamtleiterin Telefon: 0 45 31 – 17 35 14 Stefan Götting, Pädagogischer Leiter | Kinder- und Jugendhaus St. Josef Wendum 4 23843 Bad Oldesloe Telefon: 0 45 31 – 17 35 10 Fax: 0 45 31 – 17 35 50 |